12.03.2008

Sikhs, Spitzen und Spiritualität

In Delhi haben mich Renata und Andre verlassen, und ich habe meine Reise dann alleine in der luxuriösen 2. Klasse im Nachtzug nach Amritsar fortgesetzt. Amritsar liegt nahe der pakistanischen Grenze und ist die heilige Stadt der Sikh Religion. Wesentliche Merkmale der Sikh-Religion sind die Betonung der Einheit der Schöpfung, die Abkehr von „Aberglauben“, traditionellen religiösen Riten und sozialer Hierarchisierung. Es existieren jedoch verschiedene formale Vorgaben z.B. bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. So zum Beispiel das Nichtschneiden der Haare und des Bartes, daher auch der Turban.

Die Sikhs glauben an geistige und seelische Reinheit, die sie unter anderem zu erreichen suchen, indem sie sämtliche als schädlich geltende Einflüsse von außen vermeiden. Sie ernähren sich vegan, vermeiden sämtliche Suchtmittel und führen ein Leben im Einklang mit der Natur.



Auf einem Tagesausflug bin ich von Amritsar an die einzige Grenze zwischen Indien und Pakistan gefahren um der Zeremonie der Grenzschließung beizuwohnen. Beide Seiten geben sich am Ende des Tages die Hände um die Nacht in Frieden zu verbringen. Die ganze Zeremonie ist aber eher eine Patriotismus Veranstaltung, auf der indischen wie auf der pakistanischen Seite wird gegrölt und gejubelt. Ein Animatuer heizt die Massen an, die dann in Sprechchören für Indien respektive Pakistan jubeln. Die Fotos dazu hier

Danach ging es in den westlichen Himalaja. Für die rund 250km von Amritsar nach Mc Leod Ganj habe ich mir eine, wie ich finde idyllische Route ausgesucht. Ich habe mich für die Schmalspurbahn entschieden, statt den so genannten Express Bus zu nehmen, der für diese Strecke 8h braucht, denn der Begriff Express Bus meint hier lediglich, dass der Fahrer rasanter über Stock und Stein rast und nicht in jedem Dorf anhält. Schneller am Ziel ist man dadurch trotzdem nicht - in Indien ist halt alles relativ.


Zuerst ging es mit dem Local Bus über Stock und Stein von Amritsar nach Pathankot. Auf dieser Strecke verkehren je nach Andrang etwa 8-10 Busse pro Tag. Auf die Frage nach der Abfahrtszeit weiß allerdings niemand eine genaue Antwort; in Indien erfolgt die Abfahrt nämlich nicht nach Fahrplan. Hier geht die Reise dann los, wenn der Bus randvoll besetzt ist.

In Mc Leod, ein Vorort von Daramshala, bin ich auf 2900m gekraxelt um mir die Himalaja Kulisse in voller Wirkung anzusehen. Auch ein kurzer Schneeschauer und die Angst nicht rechtzeitig vor der Dunkelheit zurück zu kehren (hellerweise habe ich an diesem Tag ausgepennt und bin erst nach dem Mittag los gelaufen) konnte die majestätische Wirkung nicht mindern. Die Fotos dazu hier

Daramshala ist auch Sitz des Dalai Lamas und der tibetanischen Exilregierung in Indien. Dementsprechend sind auch viele Buddhisten und Mönchen am Start. Und genauso viele Seelenheil suchende Touristen die sich mehr oder minder weniger obskuren Weltverbesserern hingeben.

Keine Kommentare: